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KI-Governance im Zeitalter der Regulierung: Reflexionen aus einem Tokyo-Seminar zum EU-KI-Gesetz und japanischer Innovation

Erfahren Sie mehr zu dem von mir im August abgehaltenen Seminar in Tokyo

Von Roman Koudous
KI-Governance im Zeitalter der Regulierung: Reflexionen aus einem Tokyo-Seminar zum EU-KI-Gesetz und japanischer Innovation

Als deutscher Rechtsanwalt, der sich unter anderem auf grenzĂŒberschreitenden Datenschutz und Compliance spezialisiert hat, vermittle ich hĂ€ufig zwischen europĂ€ischen Regulierungsrahmen und asiatischen GeschĂ€ftspraktiken. Im August 2025 hatte ich das Privileg, an einem hybriden Seminar in Tokio mit dem Titel „Datensicherheit und KI-Governance: Aktuelle Trends bei KI und DSGVO“ zu sprechen, moderiert von meinem geschĂ€tzten Kollegen Hiroto Ebata (ehemals Microsoft Japan und Coca Cola Japan). Veranstaltet von RegalCore Co., Ltd., wo ich auch als Vorstandsmitglied fungiere, zog die Veranstaltung ĂŒber 50 Teilnehmer an – FĂŒhrungskrĂ€fte, Juristen und DX-Verantwortliche – sowohl vor Ort im GIRAC Ginza als auch online. Das Wesen: Mit der raschen Evolution der KI erweitern sich GeschĂ€ftsmöglichkeiten, doch gleichzeitig verstĂ€rken sich rechtliche und ethische Risiken, von Datenschutzverletzungen ĂŒber Diskriminierung bis hin zu Urheberrechtsverletzungen. Diese Zusammenkunft bot eine Plattform fĂŒr japanische und europĂ€ische Experten, um diese Herausforderungen zu analysieren und praktische Schutzmaßnahmen zu skizzieren.

Der Zeitpunkt des Seminars war vorausschauend und fiel mit der weltweiten Zunahme der Kontrolle ĂŒber KI-Einsatz zusammen. Basierend auf Diskussionen mit den Referentinnen Keiko Watanabe von BICP Data und dem CEO von RegalCore, Herrn Tanoue, sowie meinen eigenen Erkenntnissen zum EU-KI-Gesetz unterstrich die Veranstaltung einen entscheidenden Wandel: KI ist keine technologische Neuheit mehr, sondern eine Governance-Pflicht. Japanische Unternehmen stehen insbesondere an einem Scheideweg, an dem proaktive Maßnahmen Compliance in einen Wettbewerbsvorteil umwandeln können.

EnthĂŒllung von KI-Risiken: Von Halluzinationen bis hin zu AktionĂ€rsprĂŒfungen

Eine der spannendsten Erkenntnisse des Seminars war der Parallelismus zwischen der transformativen Wirkung der DSGVO auf den japanischen Datenschutz – mit Strafen bis zu 20 Millionen € oder 4 % des globalen Jahresumsatzes – und der aufkommenden Welle spezifischer KI-Regulierungen. So wie die DSGVO vor einem Jahrzehnt die Unternehmenshygiene umgestaltete, durchdringt KI-Governance nun Vorstandssitzungen, einschließlich AktionĂ€rsvorschlĂ€gen bei Hauptversammlungen. In den USA gab es 2025 20 solcher VorschlĂ€ge bei Großkonzernen wie Microsoft, Apple, Amazon, Alphabet und Netflix, von denen 10 auf generative KI-Überwachung abzielten – mehrere knapp angenommen. Japanische Unternehmen schließen auf, mit zunehmenden internen Studiengruppen; BICP Data unterstĂŒtzt diese Initiativen etwa, um unternehmensweites Bewusstsein zu fördern.

Frau Watanabe, gestĂŒtzt auf ihre umfangreiche Erfahrung in Internet- und Datensektoren, betonte, dass Unternehmen, die KI-Integration ignorieren, dem Aussterben entgegengehen. „KI-Governance wirkt wie eine StĂŒtze, die StĂŒrze verhindert – sie managt und mindert Risiken, die nicht vollstĂ€ndig eliminiert werden können“, stellte sie fest. Dennoch hob sie das offensive Potenzial hervor: Robuste Rahmenbedingungen schaffen gesellschaftliches und kundenbezogenes Vertrauen und ermöglichen mutigere Innovationen. Risikoprofile steigen mit der KomplexitĂ€t: Konventionelle KI birgt Basissorgen wie Datenverzerrungen; generative KI fĂŒhrt Halluzinationen ein (z. B. Ungenauigkeiten in automatisierten Antworten); und KI-Agenten – autonome Systeme am Horizont – verstĂ€rken Unsicherheiten hinsichtlich Verantwortlichkeit und unbeabsichtigter Handlungen.

Herr Tanoue ergĂ€nzte dies durch eine Demonstration des „Cyber Insight Portal“ von RegalCore, eines Visualisierungstools, das Cyberrisiken organisationsweit standardisiert. Indem es komplexe Bedrohungen in gĂ€ngige Sprache ĂŒbersetzt, schafft es internen Schwung und gewĂ€hrleistet Abstimmung von der FĂŒhrungsebene bis zu den operativen Teams. In einer Ära esklierender Cyberinzidenten demokratisieren solche Tools Sicherheitsintelligenz, Ă€hnlich wie Dashboards in der Finanzberichterstattung.

Das EU-KI-Gesetz: Ein risikobasierter Blaupause mit gestaffelten Auswirkungen

Aus meiner Sicht als in diesem Bereich tĂ€tiger Anwalt stellt das EU-KI-Gesetz – formell im Mai 2024 verabschiedet und ab August 2025 gestaffelt anwendbar – das umfassendste KI-Regime weltweit dar. Im Gegensatz zum datenflussorientierten Fokus der DSGVO verfolgt das Gesetz einen gestuften, risikobasierten Ansatz fĂŒr KI-Systeme:

Verbotene Praktiken: Sofortige Verbote unannehmbarer Risiken wie Sozialscoring oder manipulierender subliminaler Techniken, wirksam ab Februar 2025.

Hochrisikosysteme: Strenge Pflichten fĂŒr Sektoren wie Biometrie, kritische Infrastruktur und Einstellungsinstrumente – einschließlich KonformitĂ€tsbewertungen, Transparenzberichten und menschlicher Aufsicht – gestaffelt bis August 2026.

Allgemeine KI: Anforderungen an Transparenz und Risikomanagement fĂŒr Modelle wie große Sprachmodelle, mit strengeren Regeln fĂŒr „systemische Risiko“-Anbieter (z. B. solche, die Rechenleistungs-Schwellen ĂŒberschreiten), ab August 2025.

Durchsetzung: Strafen auf DSGVO-Niveau, bis zu 35 Millionen € oder 7 % des globalen Umsatzes, durch nationale Behörden mit EU-weiter Koordination.

FĂŒr japanische Multinationals bedeutet die extraterritoriale Reichweite des Gesetzes – Anwendung auf jede KI, die EU-MĂ€rkte oder -Nutzer betrifft – eine sofortige Bestandsaufnahme von EinsĂ€tzen. FrĂŒhe FĂ€lle illustrieren die EinsĂ€tze: Ein KI-Q&A-Chatbot einer Fluggesellschaft halluzinierte Flugdetails und löste HaftungsansprĂŒche aus; Einstellungstools stießen auf Diskriminierungsklagen nach Gleichstellungsgesetzen; und DSGVO-VerstĂ¶ĂŸe durch ungenehmigtes KI-Trainingsdaten haben Millionenstrafen nach sich gezogen. Nichteinhaltung könnte MarktrĂŒckzug oder Verlagerung erzwingen, Ă€hnlich den frĂŒhen DSGVO-Wellen.

Das Horizont-Scanning des Gesetzes – mit Impact-Assessments fĂŒr Hochrisikoverwendungen – spiegelt japanische Kaizen-Prinzipien wider und fördert iterative Verbesserungen. Dennoch kontrastiert seine Strenge mit Japans flexiblerer Haltung und mahnt Unternehmen, interne Richtlinien fĂŒr nahtlose EU-Operationen anzugleichen.

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Japans einzigartiger Blick auf KI: Tiefe des Bewusstseins als strategisches Asset

Was mich wĂ€hrend der Tokioter Debatten am stĂ€rksten beeindruckte – und mit aktuellen Daten resoniert – ist Japans nuancierte Wahrnehmung von KI. Eine im Oktober 2025 veröffentlichte Studie zeigt, dass Japan global fĂŒhrend in der tiefgehenden KI-Bewusstheit ist: 53 % der Befragten berichten von substantiellem Kontakt mit dem Thema, ĂŒber Frankreich (52 %) und Deutschland (51 %) hinaus, gegenĂŒber einem globalen Median von 34 %. Die GesamtfamiliaritĂ€t liegt bei 89 %, nur hinter Australien (97 %), und unterstreicht einen anspruchsvollen öffentlichen Diskurs, der SchwellenmĂ€rkte wie Indien (45 %) ĂŒbertrifft.

Diese Tiefe fördert eine ausgewogene Sicht: KI als Chance und Vorsichtsmaßnahme. Japanische Unternehmen sehen Governance, wie Frau Watanabe beobachtete, nicht als Last, sondern als „Vertrauensinfrastruktur“, im Einklang mit kulturellen Betonungen auf Harmonie (wa) und kollektiver Verantwortung. Im Gegensatz zum europĂ€ischen Vorsorgeprinzip tendiert Japans Ansatz zum Pragmatismus – evident in Regierungsrichtlinien, die ethische KI fördern, ohne verbietende Verbote. Dies positioniert Japan vorteilhaft: Firmen wie SoftBank und Toyota integrieren KI ethisch von Anfang an, mildern Risiken und beschleunigen Adoption in Robotik und Fertigung.

Die Implikationen der Umfrage fĂŒr globale Akteure sind klar: Japans hohes Bewusstsein korreliert mit proaktiven Vorstandsdiskussionen und reduziert Klageexposition. Mit zunehmendem AktionĂ€rsaktivismus – spiegelnd US-Trends – werden japanische Unternehmen, die nun KI-Audits einleiten, fĂŒhren, nicht reagieren.

Austausch und zukunftsweisender Schwung

Das Seminar endete mit einem Networking-Reception, in dem Teilnehmer Strategien austauschten, um KI-Governance in die Unternehmens-DNA zu integrieren. Die Portal-Demo von Herrn Tanoue löste lebhafte Debatten ĂŒber die Rolle der Visualisierung in der Risikokommunikation aus, wĂ€hrend Frau Watanabe und ich Anfragen zu grenzĂŒberschreitender Compliance beantworteten.

Zwei Monate spĂ€ter reflektiert die Veranstaltung eine Wahrheit: Im Jahr 2025 ist KI-Governance keine Option mehr. FĂŒr japanische Firmen mit EU-Expansion im Visier fordert das EU-KI-Gesetz Vorbereitungen Ă€hnlich der DSGVO-Rollouts – beginnend mit Audits, Schulungen und Lieferantenevaluierungen. Doch Japans angeborene KI-LesefĂ€higkeit bietet einen Vorsprung und wandelt potenzielle Fallstricke in Innovationspfade um.

WĂ€hrend wir dieses Landschaft navigieren, wird die Zusammenarbeit zwischen japanischer Erfindungskraft und europĂ€ischer Strenge die FĂŒhrer definieren. FĂŒr maßgeschneiderte Bewertungen zur KI-Gesetz-Bereitschaft oder DSGVO-KI-Schnittstellen lade ich zu Anfragen bei Koudous Law ein. Lassen Sie uns besprechen, wie Ihre Organisation KI nicht nur compliant, sondern wettbewerbsfĂ€hig steuern kann.

Kontaktieren Sie uns, wenn Sie die Berichte und PrÀsentationen aus diesem Event erhalten möchten.